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Seide

Seide ist eine sehr feine, tierische Faser, die aus den Kokons der Seidenraupe, der Larve des Seidenspinners gewonnen wird. Ursprünglich kommt die Faser aus China, hier wurde sie bereits ca. 3000 v. Chr. zur Herstellung von Gewändern genutzt. Im 3. Jahrhundert gelangte die Seide dann von China nach Europa. Der sich daraus entwickelnde Handel zwischen Europa und Asien war namensgebend für die wohl bekannteste Handelsroute der Welt – die Seidenstraße.

Für sehr lange war Seide ein absolutes Luxusgut, das für Wohlstand und Luxus stand und welches sich nur die Reichsten leisten konnten. Aus diesem Grund wurde das Monopol der Seidenherstellung in China für lange Zeit aufrechterhalten. Den Chinesen war es bei Todesstrafe verboten, Eier oder Raupen des Seidenspinners außer Landes zu bringen. Dieses Monopol konnte erst um 550 herum mit dem Beginn der Seidenproduktion im byzantinischen Reich gebrochen werden. Ab dem 12. Jahrhundert wurde schließlich Italien bei der Produktion europäischer Seide führend. Auch heute noch ist China der Haupterzeuger von Seide. Weitere wichtige Produktionsländer sind Indien, Japan und Brasilien.


Wenn für die Seidenraupen die Zeit der Verpuppung gekommen ist, produzieren sie in ihrem Maul einen Seidenfaden, den sie in großen Schlaufen und in bis zu 300.000 Windungen um sich herum legen. Dieser Faden ist sehr fein, lang und ununterbrochen und kann eine Länge von bis zu 4000 Meter erreichen. Er wird als Filament bezeichnet. Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal der Seide, da sie als einzige natürliche Faser in Filamentform vorliegt.

Unterschieden wird Seide hauptsächlich in Zucht- und Rohseide. Zur Gewinnung von Zuchtseide werden Seidenspinner eingesetzt, die speziell vom Menschen für die Seidenproduktion gezüchtet wurden. Bevor die Raupen schlüpfen und somit die Kokons zerbeißen werden die Kokons mit Heißluft, Heißwasser oder auch Wasserdampf behandelt. Dadurch bleibt das Filament unbeschädigt. Drei bis acht Filamente bzw. Kokons werden zusammen gehaspelt (abgewickelt) und kleben mittels des Seidenleims zusammen. Dadurch entsteht der Seidenfaden. Um letztendlich den weichen Griff sowie den typisch „seidigen“ Glanz zu erreichen muss die Seide anschließend noch entbastet, d.h. vom Seidenleim befreit, werden. Um ein Kilogramm an Seide zu erhalten müssen ca. 16.000 Kokons verarbeitet werden.

Wildseide stammt hingegen von wildlebenden Schmetterlingsarten. Hier werden die Kokons nicht mit Wasserdampf bearbeitet, sodass die Schmetterlinge schlüpfen können. Dabei wird der Seidenfadenfilament des Kokons allerdings beschädigt. Während des Webvorgangs werden die kürzeren Fäden wieder zusammengeführt, wodurch es zur Bildung der, für Wildseide typischen, unregelmäßigen und noppenartigen Oberflächenstruktur kommt. Ein weiterer Unterschied zwischen Zucht- und Wildseide ist die Fadendicke, die bei Wildseide etwas dicker ausfällt. Hinsichtlich ihrer Eigenschaften besteht jedoch kein Unterschied zwischen Zucht- und Wildseide.

Seide wirkt temperaturregulierend, ist sehr dehnbar und kann bis zu 30% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen ohne sich nass anzufühlen. Desweiteren ist Seide schnelltrocknend und knitterarm, schmutzabweisend und relativ unempfindlich gegenüber äußeren Einwirkungen.

Aufgrund dieser Charakteristika wird Seide vor allem im hochwertigen Bekleidungsbereich eingesetzt, unter anderem für Hemden, Blusen, Krawatten, etc. Auch bei Nacht- und Unterwäsche wird Seide eingesetzt, allerdings ist dies heutzutage ein Nischenmarkt der Seide und wird nur für Luxus-Marken oder Ökotextilien verwendet. Oftmals wird Seide jedoch auch als Mischung in der Textilindustrie verwendet.

Außerhalb des Bekleidungsbereichs wird Seide häufig noch als Füllung für Bettdecken genutzt, meist in der Form von Wildseide. Doch auch bei anderen Heimtextilien, wie beispielsweise Vorhängen, wird Seide in Beimischungen verwendet. In Reinform wird Seide im Interieursegment allerdings nur im Luxus-Segment eingesetzt.