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Wollfaser / Schurwolle

Schafe zählen neben Ziegen zu den ältesten Nutztieren der Menschheit und wurden bereits um 10.000 v.Chr. in der Region des „fruchtbaren Halbmonds“ (Nordsyrien, Libanon, Israel, Palästina, Jordanien) domestiziert – zunächst allerdings nur zur Fleischproduktion. Der Anfang der Wollnutzung der Schafe ist historisch nicht genau datierbar, reicht aber über 5000 Jahre zurück. Ca. 2500 v.Chr. differenzierten die Hochkulturen Ägyptens und Kleinasiens bereits zwischen Woll- und Haarschafen. Die Wollfasern wurden in Europa zu Beginn als Mischung mit Leinen verarbeitet. Aufgrund seiner Eigenschaften entwickelte sich Wolle jedoch schnell zur vorherrschenden Textilfaser in Europa.

Die heutigen Schafrassen die zur Produktion von Wolle eingesetzt werden sind jedoch das Ergebnis eines ca. 5000 Jahre andauernden züchterischen Selektionsprozesses bei dem das ursprüngliche, sehr grobe und zottelige Haarkleid der Tiere in feine, gut verarbeitbare Wollhaare umgewandelt wurde. Als bestes Beispiel sind hier die Merinoschafe zu nennen: Die Vorläufer dieser Schafart wurden ca. im 12. Jh. von den Berbern nach Spanien gebracht und dort von den Spaniern zu Produzenten für qualitativ hochwertige Wolle weiterentwickelt. Bis zum 18. Jahrhundert hielten die Spanier ein Monopol auf Merinowolle, die Ausfuhr der Tiere wurde bei Todesstrafe durch das spanische Königshaus  verboten, sodass diese mit der sogenannten „spanischen Wolle“ Handel treiben konnten.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gelangten schließlich die ersten Merinoschafe in die deutschen Gebiete. Heute ist das Merinolandschaf mit fast 30% die häufigste in Deutschland anzutreffende Rasse, in Bayern beträgt ihr Anteil sogar rund 70%. Europäische Siedler brachten schließlich Merinos auch nach Australien und Neuseeland, sodass sich diese Länder zu den weltweit größten Wollproduzenten entwickeln konnten. Zusammen mit China stellen sie ca. 50% der globalen Schafwollproduktion. Weitere wichtige Produktionsländer sind Südafrika, Indien, Argentinien, Uruguay, Sudan, Iran und Großbritannien. Diese Länder, mit Ausnahme von Großbritannien, sind für die Produktion feiner und hochwertiger Wolle ideal, da hier mildes Klima vorherrscht welches der Bildung grober, witterungswiderstandfähiger Wolle entgegenwirkt.

In Deutschland erreichte die Schafhaltung ihren Höhepunkt gegen Ende des 18. Jahrhunderts, rund 30 Millionen Tiere wurden einzig für die Wollproduktion gehalten. Allein in Baden und Württemberg gab es im 19. Jahrhundert knapp 900.000 Schafe – mehr als in Spanien und Frankreich zusammen. Doch aufgrund günstigerer Produktionsmöglichkeiten in Neuseeland und Australien sowie dem Verlangen nach feinerer Wolle verlor die Wollproduktion ihre Wettbewerbsfähigkeit. Heute werden in Deutschland nur noch ca. 2 Millionen Schafe gehalten, die meisten davon als Hobby.

Aufgrund dieser Fülle an positiven Eigenschaften wird Wolle in einer Vielzahl von Anwendungsgebieten verwendet: in der Bekleidung, als Möbelbezugsstoff, für Decken oder auch als Füll- und Dämmmaterial.

Unterschieden wird innerhalb der Wolle zwischen Schafwolle, Schurwolle und Lammwolle. Schur- und Lammwolle ist Wolle, die von lebenden, gesunden erwachsenen Schafen bzw. der ersten Schur von Lämmern gewonnen wird. Aufgrund dessen ist Lammwolle nochmals feiner und weicher als Schurwolle. Schafwolle hingegen ist ein Überbegriff, der nicht nur Schur- oder Lammwolle sondern auch recycelte und die Wolle von kranken oder toten Tieren mit einbezieht.

Hier in der Spinnerei Forst wird jedoch nur Wolle verwendet, die von lebenden Tieren gewonnen wurde.

Wie alle tierischen Fasern ist auch Schafwolle eine Proteinfaser und wirkt daher temperaturregulierend, wärmerückhaltend und ist zudem schwer zu entflammen. Wollfasern können über 30% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen ohne sich dabei nass anzufühlen und gewährleisten dadurch ein angenehmes Tragegefühl. Zudem ist Wolle eine atmungsaktive Faser mit Schmutz- und Wasserabweisenden Eigenschaften. Durch ihre Knitterunempfindlichkeit und ihre ist Wolle zudem leicht zu reinigen und zu pflegen. Auch absorbiert sie  aufgrund ihrer Eiweißsstruktur Gerüche und wirkt antibakteriell.

Aufgrund dieser Fülle an positiven Eigenschaften wird Wolle in einer Vielzahl von Anwendungsgebieten verwendet: in der Bekleidung, als Möbelbezugsstoff, für Decken oder auch als Füll- und Dämmmaterial.